Landesjugendorchester HH in Uelzen: Glanert und Schostakowitsch
Im November spielt das Ensemble bei seinem diesjährigen Herbstkonzert unter der Leitung von Johannes Witt das 1986 von Detlev Glanert eigens für das LJO Hamburg (damals noch Hamburger Jugendorchester) komponierte Werk „Aufbruch“.
Der mittlerweile weltweit gefragte Detlev Glanert, selbst damals Mitglied des Jugendorchesters, komponierte das Stück quasi der damaligen Besetzung auf den Leib. Das Hamburger Abendblatt beschrieb das Werk nach der Uraufführung mit den Worten: „Glanerts stilistisch ‘vorn’ liegende Musik ist voll eruptiver und lyrischer Einfälle, organisch im Zusammenhang entwickelt und geschickt instrumentiert.“
Direkt im Anschluss steht mit der 5. Sinfonie von Schostakowitsch ein Blockbuster auf dem Programm, den der Russe 1937 unter dem Druck des Stalin-Regimes komponierte. Kurz zuvor war er aufgrund zu progressiver Kompositionstechnik mit seiner Oper „Lady Mcbeth von Mzensk“ in Ungnade gefallen und musste sich nun äußerlich angepasst geben. Ob grotesker Ländler, furios lärmender Marsch oder von Trauer gezeichnete Themen – Schostakowitsch hat hier eine Parodie auf den damaligen Triumphalismus geschaffen, den die Zuhörer*innen der Uraufführung durchaus erkannten, während die Parteispitzen mit dieser Sinfonie die Rückkehr des verlorenen Sohns feierten. Ein Trugschluss, wie sich auch anhand verwendeter musikalischer Zitate in der Sinfonie belegen lässt. Schostakowitsch war zwar dem russischen Volk und seiner Kultur tief verbunden, musste aber aufgrund seiner fortschrittlichen Ideen im Stalinismus stets selbst um sein Leben und das seiner Familie fürchten – mit seiner Musik drückte er subtil seine Forderung nach Menschlichkeit und Würde aus.
Programm: Detlev Glanert: „Aufbruch“ | Dimitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 5 d-moll op. 47
Landesjugendorchester Hamburg | Johannes Witt, Dirigent
Dauer: ca. 1 Std. 15 Min. ohne Pause